Bewerbung mit Behinderung – 6 Tipps, die du beachten solltest

“Es ist normal, verschieden zu sein”. Jeder von uns hat ganz einzigartige Fähigkeiten und Kompetenzen, aber eben auch individuelle Schwächen und Fehler. Menschen mit Handicap haben es nach wie vor schwerer in der Arbeitswelt. Das muss aber nicht so bleiben! Aus diesem Grund geben wir dir in diesem Blogbeitrag 6 Tipps, wie du mit deiner Behinderung im Bewerbungsprozess umgehen kannst. Bewerbung mit Behinderung. Lies dir diesen Blogbeitrag durch, wenn du Karriere machen möchtest und das trotz bzw. mit einer Barriere. Wir möchten mit diesem Beitrag Ängste abbauen. Und das auf beiden Seiten: Einmal seitens des Menschen mit Behinderung selber aber auch die Ängste seitens der Arbeitgeber, die sich oft noch davor scheuen Menschen mit Behinderungen einzustellen. Für beide Parteien stehen wir von von Ismail Millionen Wege beratend zur Seite, damit Chancen genutzt und Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung möglich gemacht wird.

Behinderung in der Bewerbung angeben?

Für viele Menschen mit Behinderung stellt sich vor einer Bewerbung oder einem Vorstellungsgespräch die Frage: Soll ich meine Behinderung direkt im Bewerbungsschreiben erwähnen?  Oder erst im Vorstellungsgespräch? Wie wähle ich dafür gute Formulierungen? Bei Menschen wiederum, die im Laufe ihres Lebens etwa durch Krankheit oder Unfall ein Handicap bekommen haben, kann man dies auch im Lebenslauf erwähnen. Für so manch eine*n, wo die Beeinträchtigung nicht direkt sichtbar ist, stellt sich womöglich sogar die Frage, ob man die Behinderung überhaupt erwähnen sollte. Fakt ist: Es gibt nicht die eine richtige oder falsche Antwort darauf. Und aus rechtlicher Sicht bist du auch nicht verpflichtet, deine Behinderung in der Bewerbung oder im Vorstellungsgespräch anzugeben oder Fragen dazu zu beantworten – solange sie nicht direkt etwas mit dem Inhalt der Stelle oder mit deiner persönlichen Sicherheit am Arbeitsplatz zu tun haben. Letztlich musst du selbst entscheiden, ob, wie und wann du über deine Behinderung sprichst.

Zahlen, Daten, Fakten zu Menschen mit Behinderung in Deutschland

Bildbeschreibung: Infografik: 10 Millionen Menschen mit Behinderung in Deutschland. 57 Prozent der Menschen mit Behinderung zwischen 15 und 64 Jahren sind berufstätig. Menschen mit Behinderung suchen rund 100 Tage länger nach einem Job. Es gibt in Deutschland etwa 10 Millionen Menschen mit Behinderung, das ist gut ein Achtel aller Einwohner*innen in Deutschland. Das muss man sich wirklich mal klar machen! Von diesen 10 Millionen sind wiederum 7,9 Millionen Menschen mit Schwerbehinderung, also all jene, die einen Grad der Behinderung von 50 oder mehr haben. Von den Menschen mit Behinderung zwischen 15 und 64 Jahren, also im berufsfähigen Alter, sind laut Destatis rund 57% berufstätig. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verbietet die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt. Und doch gestaltet sich ihre Arbeitssuche nach wie vor schwierig: Menschen mit Behinderung sind rund 100 Tage länger auf Jobsuche, als Menschen ohne Behinderung. Ab einer Größe von 20 Mitarbeitenden sind Unternehmen dazu verpflichtet, dass mindestens fünf Prozent ihrer Stellen von Menschen mit Behinderung besetzt werden. Viele Unternehmen bevorzugen es allerdings immer noch, diese Vorgabe zu umgehen und stattdessen eine monatliche Ausgleichsabgabe zu zahlen.

Barrieren in der Jobsuche

In einer Gesellschaft, die sich maßgeblich über Leistung definiert, haben Menschen mit Handicap es oft nicht leicht. Sowohl das private Leben als auch auf der Arbeit haben sie es nach wie vor schwerer. Das liegt zum einen daran, dass die Unternehmensstandorte oft nicht barrierefrei sind. Das meint sowohl Barrieren in der räumlichen Ausstattung, etwa für Rollstuhlfahrer, als auch in den Arbeitsbedingungen, etwa für gehörlose Menschen oder Menschen mit Sehbehinderungen. Außerdem gelten für Menschen mit Schwerbehinderung, d.h. mit einem Grad der Behinderung ab 50, besondere gesetzliche Bestimmungen. Teilweise gilt dies sogar für Menschen mit einem Grad der Behinderung von 30, wenn sie von der Agentur für Arbeit einem Menschen mit Schwerbehinderung gleichgestellt werden. Sie haben dann einen besseren Kündigungsschutz und mehr Anspruch auf bezahlte Urlaubstage. Zum anderen liegt es aber auch nach wie vor an der Skepsis der Unternehmen selbst. So gibt es einige Personaler*innen, die Zweifel haben, wenn es darum geht, Menschen mit Behinderungen einzustellen. Sie halten sie für nicht so leistungsstark oder nicht so belastbar. Dabei entgeht ihnen jedoch einiges, wie das Beispiel von Fatma zeigt. Sie hat aufgrund ihrer Sehbehinderung immer schon mehr als 100 Prozent gegeben, weil sie nicht schlechter sein wollte, als Menschen ohne Schwerbehinderung. Und was war das Fazit? Sie wurde sogar besser als viele von ihnen. Sie schloss ihr Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Exzellenz ab und startete dann ihre Karriere. Und das alles als Mutter dreier Kinder. Wenn du mehr zu Fatmas Geschichte erfahren möchtest, schaue dir dieses Video an:

6 Tipps für Menschen mit Handicap im Bewerbungsprozess

1. Finde den für dich passenden Job

Der wichtigste Punkt zuerst: Zunächst einmal musst du, wie jede*r Bewerber*in, den für dich passenden Job finden. Das heißt, ein Job, in dem deine Stärken und Kompetenzen voll zur Geltung kommen. Und es heißt auch, ein Job, in dem deine Beeinträchtigungen keine entscheidende Rolle spielen. Ein Rollstuhlfahrer ist als IT-Fachmann ebenso gut geeignet wie jede*r andere auch. Oder, Fatma, die eine erfolgreiche Produktmanagerin und Karriereberaterin mit Sehbeeinträchtigung ist. Außerdem gibt es glücklicherweise heutzutage viele Formen der Unterstützung, um Teilhabe im Berufsleben möglich zu machen: Angefangen bei technischen Hilfsmitteln bis hin zu einer Arbeitsassistenz oder neuen Arbeitsmodellen.

2. Triff die Entscheidung, ob und wann du über deine Behinderung sprechen möchtest

Entscheide dich schon vorm Schreiben deiner Bewerbung, ob, wie und wann du über deine Behinderung sprechen möchtest. Möchtest du sie direkt im Bewerbungsschreiben erwähnen oder lieber persönlich im Vorstellungsgespräch? Oder, ist die Beeinträchtigung für die Tätigkeit, die du machen willst, gar nicht relevant und du möchtest lieber nichts davon preisgeben? Es gibt in dieser Sache kein richtig oder falsch: Du entscheidest, womit du dich am wohlsten fühlst – eine gut durchdachte Entscheidung, hinter der du dann auch stehst, sorgt in jedem Fall dafür, dass du selbstsicherer auftrittst.

3. Hebe deine Stärken und Erfolge hervor

Wenn du dein Handicap schon im Anschreiben der Bewerbung erwähnen möchtest, dann achte darauf, dass das Thema nicht mehr Platz einnimmt als deine Skills und Qualifikationen. Denn schließlich geht es ja, wie in jeder Bewerbung, darum zu zeigen, was du drauf hast. Leider ist es immer noch so, dass Menschen mit Handicap häufig doppelt so viel leisten, einfach aus Angst, auf ihre Beeinträchtigung reduziert zu werden. In diesem Fall kannst du deinem potenziellen neuen Arbeitgeber also ruhig erzählen, wenn du in der Vergangenheit mehr geleistet hast, als etwa deine Mitschüler oder Kommilitonen.

4. Sprich deine Behinderung im Mittelteil des Vorstellungsgesprächs an

Wenn du lieber persönlich im Vorstellungsgespräch über deine Behinderung sprechen möchtest, als sie vorher in deiner Bewerbung oder deinem Lebenslauf zu erwähnen, dann empfiehlt es sich, diese irgendwo im Mittelteil des Gesprächsanzusprechen. D.h. also, nicht sofort, wenn du zur Tür herein kommst und auch nicht, wenn du schon kurz davor bist, zu gehen. Du bist mehr als deine Behinderung. Also identifiziere dich in erster Linie mit deinen Kompetenzen. Erspüre den passenden Moment während des Gesprächs und verdeutliche, dass du trotz oder vielleicht sogar wegen deiner Beeinträchtigung sehr viel mehr leisten kannst, als viele andere Menschen.

5. Erkundige dich nach Schwerbehindertenbeauftragten im Unternehmen

Wenn du dich bei einem großen Unternehmen bewirbst, dann wird es dort sicherlich eine*n Schwerbehindertenbeauftragte*n geben. Falls du dir also nicht sicher bist, wie dein potenzieller neuer Arbeitgeber mit dem Thema Behinderung umgeht, dann empfiehlt sich ein vorheriges Telefonat mit eben diesen Schwerbehindertenbeauftragten. Die Tatsache, dass es diese Schwerbehindertenbeauftragten gibt, sagt dann ja auch schon viel über die Offenheit des Unternehmens aus, Menschen mit Beeinträchtigung einzustellen, was ja leider noch nicht überall die Norm ist.

6. Jobs im Dienstleistungssektor

Prozentuell arbeiten die meisten Menschen mit Behinderung im Dienstleistungssektor. Dies gilt insbesondere für den öffentlichen Dienst, wo übrigens fast jeder dritte berufstätige Mensch mit Behinderung arbeitet. Vielleicht hattest du den öffentlichen Dienst in deiner bisherigen Berufswahl ja gar nicht auf dem Schirm, also: Wenn diese Tätigkeit zu deinen Qualifikationen passt, probiere es doch ruhig einmal, dich dort zu bewerben. Das waren unsere 6 Tipps, die Menschen mit Behinderung beim Bewerbungsprozess beachten sollten. Vielleicht bist du selbst betroffen und hast auch gerade Probleme, deine Stärken voll zum Ausdruck zu bringen.

Personaler*innen und Behinderung

Ein Abschlussimpuls von uns: Meiner Erfahrung nach haben viele Personaler*innen gar nichts gegen Menschen mit Behinderung. Sie haben eher so etwas wie Berührungsängste und wissen nicht, welche Anforderungen es mit sich bringt, Menschen mit Handicap einzustellen. Das kann für Betroffene zunächst sehr entmutigend sein. Wenn du deinen neuen Vorgesetzten aber klipp und klar sagst, wie dein Arbeitsplatz aussehen sollte, damit du Vollgas geben kannst, kannst du diese Berührungsängste verkleinern. In jedem Fall wünschen wir dir für deine nächste Bewerbung viel Erfolg! Wir hoffen, dir hat der Beitrag “Bewerbung mit Behinderung” gefallen und viele hilfreiche Impulse an die Hand gegeben. Schreibe deine Erfahrungen gerne in die Kommentare. Du brauchst Unterstützung bei deiner Bewerbung? Vereinbare ein kostenloses Beratungsgespräch und wir schauen, wie wir dir auf deinem Weg weiterhelfen können. Fatma Ismail & Hassan Ismail

Was andere Leser*innen dazu gelesen haben:

8 Gründe, warum Menschen mit Behinderung die besseren Arbeitnehmer*innen sind 7 Tipps, wie du souverän mit schwierigen und toxischen Chefs und Chefinnen umgehst

Kommentar verfassen