Warum Menschen mit Behinderung bessere Arbeitnehmer sind. Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt schreitet immer weiter voran. Und das ist nicht nur für Betroffene von Vorteil, sondern auch für potenzielle Arbeitgeber: Mitarbeitende mit Behinderung sind nachweislich motivierter und zugleich loyaler zum Unternehmen, für das sie arbeiten. Außerdem gibt es viele Zuschussmöglichkeiten für den Arbeitgeber, um die Eingliederung zu vereinfachen. Berührungsängste und Vorurteile sorgen allerdings auch heute noch dafür, dass Menschen mit Behinderung es schwerer auf dem ersten Arbeitsmarkt haben. In diesem Blogbeitrag soll es daher um die vielfältigen Vorteile gehen, die Arbeitgeber haben, wenn sie Menschen mit Behinderung einstellen.
1. Größere Loyalität.
Wie schon eingangs erwähnt, haben Menschen mit Behinderung häufig eine viel größere Bindung zum Unternehmen, für das sie arbeiten, als Menschen ohne Behinderung. Eigentlich ist dies ein trauriger Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse: Denn es liegt leider auch zum Teil daran, dass eine Behinderung nach wie vor Skepsis bei vielen Unternehmen auslöst, ob die Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit auch dieselbe ist. Behinderung ist nicht gleich Behinderung. Und doch werden auch körperliche Behinderungen häufig mit geistigen und intellektuellen Beeinträchtigungen assoziiert und damit verschiedenste Menschen über einen Kamm geschert. Daher wissen Menschen mit Behinderung es sehr zu schätzen, wenn Arbeitgeber ihnen die Chance geben, ihr Können auch unter Beweis zu stellen. Und dies belohnen sie mit größter Loyalität zum Unternehmen. Davon können Arbeitgeber also nur profitieren, da eine häufige Fluktuation unter Mitarbeitenden natürlich ein großer Kostenfaktor ist.
2. Ausgezeichnete Fachkräfte.
Menschen mit Behinderung haben vergleichsweise häufiger eine abgeschlossene Berufsausbildung als Menschen ohne Behinderung. Das heißt: Es gibt bei Menschen mit Handicap deutlich mehr qualifizierte Fachkräfte. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sollte es für Personaler*innen daher eine ganz klare Entscheidung sein, gut qualifizierte Menschen mit Behinderung einzustellen, die ihr Unternehmen mit voranbringen.
3. Beratungsangebote und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten.
Für Arbeitgeber, die Menschen mit Behinderung einstellen, stellt sich oft zunächst die Frage, welche speziellen Anforderungen sich dadurch an den Arbeitsplatz oder die Arbeitsbedingungen stellen. Doch sie werden damit nicht allein gelassen: Es gibt eine Vielzahl von kostenlosen Beratungsangeboten und auch Möglichkeiten der finanziellen Förderung. So gibt es etwa Investitionszuschüsse zur Einrichtung eines behindertengerechten Arbeitsplatzes, Eingliederungszuschüsse und sogar Zuschüsse, bei denen das Gehalt zeitweise bis zu 70 Prozent durch die Agentur für Arbeit übernommen wird. Im Endeffekt entstehen dadurch sogar finanzielle Vorteile. Denn, wenn ein Mensch mit Behinderung etwa eine Arbeitsassistenz bewilligt bekommt, dann wird die (vermeintliche) verminderte Leistungsfähigkeit durch die Arbeitsassistenz mehr als kompensiert. Ansprechpartner können in diesem Fall die vielen regionalen Integrations- und Inklusionsämter sein, aber auch die Agentur für Arbeit oder die IHK.
4. Gutes Employer Branding.
Employer Branding meint die Attraktivität, die ein Arbeitgeber für Arbeitnehmer*innen hat. In Zeiten des Fachkräftemangels müssen Unternehmen nämlich nicht mehr nur ihre Produkte und Dienstleistungen bewerben, sondern auch sich selbst als Marke attraktiv verkaufen, um Mitarbeitende langfristig an sich zu binden und auch gute Fachkräfte anzuziehen. Wenn ein Unternehmen also z.B. auf seiner Website erwähnt, dass es großen Wert auf Diversität und Inklusion legt, dann ist das für eine Vielzahl von potenziellen Bewerber*innen attraktiver, als sich bei einem Unternehmen zu bewerben, welches nach wie vor auf homogene Teams setzt. Arbeitgeber geben häufig an, dass sich Menschen mit Behinderung bei ihnen nicht bewerben. Das liegt aber eben auch daran, dass aus den meisten Stellenausschreibungen nicht explizit hervorgeht, dass es sich um einen barrierefreien Arbeitsplatz handelt bzw. dass Wert darauf gelegt wird, auch Menschen mit Behinderung einzustellen. Einmal pro Jahr wird der Inklusionspreis vergeben, bei dem Unternehmen für besonders erfolgreiche Inklusion ausgezeichnet werden. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sich unter ihren Mitarbeitenden deutlich mehr Menschen mit Behinderung befinden als dies vergleichsweise bei anderen Unternehmen der Fall ist. Im Jahr 2021 waren dies unter anderem Unternehmen wie die Deutsche Post DHL Group oder auch die Ford-Werke. Ein gutes Employer Branding stößt demnach auch auf ein größeres öffentliches Interesse, welches sich wiederum positiv auf die Unternehmenskultur auswirkt.
5. In der Vielfalt liegt die Stärke.
Eine Studie des berühmten Beratungsunternehmens McKinsey konnte zeigen, dass diverse Teams bessere Ergebnisse bringen. (Why diversity matters | McKinsey) Ob nun Geschlecht, Herkunft, Religion, Behinderung oder sexuelle Orientierung: Immer erzielten Gruppen, die auf Vielfalt setzten, eine höhere Qualität der Leistung. Für die USA konnte etwa gezeigt werden, dass pro 10 Prozent Steigerung an Diversität im Unternehmen die Gewinne um 0,8 Prozentpunkte zunahmen. Diversität ist also auch rein wirtschaftlich betrachtet ein echter Erfolgsfaktor. Und auch darüber hinaus bringen Menschen mit Behinderung oft ungeahnte Stärken mit: Ein Beispiel hierfür ist das Unternehmen „Discovering Hands“. Es beschäftigt erblindete Menschen, die aufgrund ihres verbesserten Tastsinns Patientinnen nach Brustkrebs abtasten – und darin viel bessere Ergebnisse erzielen als ihre Kolleg*innen ohne Sehbeeinträchtigung. Ein anderes Beispiel betrifft Menschen mit Autismus. Diese haben häufig ein oder mehrere ganz besondere analytische Begabungen, in denen sie nicht-autistischen Menschen meilenweit überlegen sein können. Die Leistungsfähigkeit im Job hat also wenig damit zu tun, ob eine Person behindert ist oder nicht. Man denke nur an berühmte Persönlichkeiten wie Stephen Hawking, Frida Kahlo oder Stevie Wonder, deren Behinderungen sie nicht davon abgehalten haben, Höchstleistungen zu bringen.
6. Extrawurst? Nein! Barrierefreiheit kommt allen zugute.
Bei „Barrierefreiheit“ denken die meisten zunächst an rollstuhlgerechte Umgebungen. Und natürlich ist das ein großer Teil davon, was mit dem Wort „Barrierefreiheit“ gemeint ist – aber eben nicht nur. Auch eine gute Akustik oder eine barrierefreie Kommunikation zählen zur Barrierefreiheit. Jeder zehnte Deutsche hat eine Behinderung. Barrierefreiheit in den Unternehmen kann hier also auch für einen großen Kund*innenzuwachs sorgen. Und zugleich kommen all diese Faktoren nicht nur Menschen mit Behinderung zugute, sondern allen Mitarbeitenden und auch Kund*innen des Unternehmens. Wenn Unternehmen beispielsweise auf barrierefreie Räumlichkeiten setzen, also etwa breitere Türen und Fahrstühle beinhalten, dann ist dies auch für Menschen von Vorteil, die sich ein Bein gebrochen haben oder einen Kinderwagen dabei haben. Die Abwesenheit von Barrieren sorgt dafür, dass ein besseres Miteinander entstehen kann. Ab 2025 soll es zudem ein neues Gesetz zur Barrierefreiheit geben, welches vorsieht, dass zukünftig ein Großteil aller Produkte und Dienstleistungen barrierefrei entwickelt werden müssen. Dazu gehören Computer und Handys ebenso wie Geldautomaten oder Personenbeförderung.
7. Expert*innen für Teamwork
Dadurch, dass Menschen mit Behinderungen stärker auf Unterstützung angewiesen sind und teilweise auch Assistent*innen beschäftigen, sind sie oftmals sehr viel besser darin, mit anderen Menschen zu kommunizieren und die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen. Soft Skills wie Empathie oder Kommunikationsfähigkeit sind demnach ihre großen Stärken, die ja auf dem modernen Arbeitsmarkt immer gefragter werden. Eine Umfrage von MAKAM Research unter Arbeitgebern hat herausgefunden, dass Teamfähigkeit die Eigenschaft ist, die sie an ihren Mitarbeitenden am meisten schätzen, direkt gefolgt von Ehrlichkeit und Loyalität. Menschen mit Behinderungen bringen diese Eigenschaften überproportional häufig mit.
8. Verbesserung des Betriebsklimas
All die bisher genannten Punkte führen auch dazu, dass sich das Klima im Unternehmen insgesamt verbessert. Wenn Rücksicht auf alle Mitarbeitenden genommen wird und diese sich auch untereinander unterstützen, dann wird das Teamgefühl und der Zusammenhalt gestärkt. Dieses bessere Betriebsklima hat dann wiederum Auswirkungen auf ein verbessertes Employer Branding – also nur Vorteile für Arbeitgeber.
Dies waren unsere 8 Gründe, warum es sich für Arbeitgeber lohnt, Menschen mit Behinderung einzustellen. Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Schreibt uns gerne in die Kommentare.
Weiterführende Quelle: Aktion Mensch – 10 Gründe Menschen mit Behinderung zu beschäftigen.