Umgang mit toxischen Chefs. Kennst du das? Du könntest vor Wut an die Decke gehen, weil deine Vorgesetzte unzuverlässig, unfähig – ja einfach eine eklige Cholerikerin ist? Ihre Launen sind unerträglich, ihre Aufträge unklar und ihr Verhalten voll daneben. Der Umgang mit ihr fällt dir schwer und du fragst dich, ob es an der Zeit ist, zu kündigen. Keine Sorge – es gibt eine Gute Nachricht: Du bist nicht allein. Viele Angestellte befinden sich in ähnlichen Situationen. Wie du mit schwierigen Chef*innen souverän umgehst – das erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Schaue dir hierzu auch unser Youtubevideo an.
Mehr als die Hälfte aller Angestellten ist unzufrieden mit ihren Vorgesetzten
Mehr als 50 Prozent der Arbeitnehmer*innen in Deutschland sind unzufrieden mit ihrem Chef oder ihrer Chefin. Studien zur Folge sagt außerdem rund die Hälfte der Beschäftigten, dass das Verhältnis zu den Vorgesetzten wichtiger ist, als das Gehalt. Nicht selten kommen Menschen wegen des Unternehmens und gehen wegen den Vorgesetzten. Grund dafür sind toxische Verhaltensweisen, die Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen den Arbeitsplatz vermiesen.
Leider können wir uns unsere Vorgesetzten nicht aussuchen. Wenn man Pech hat, gerät man im Laufe der eigenen Karriere an einen schwierigen Chef. Doch was kann man in einer solchen Situation machen? Wie kann man mit seinem Chef und seinen unangenehmen Seiten lernen besser umzugehen?
Bildbeschreibung: Eine verängstigte Frau sitzt am Schreibtisch und hält sich die Ohren zu, während ihr Chef sie durch ein Megafon anschreit.
Gut gewappnet gegen schlechte Führung
Für den richtigen Umgang mit schwierigen Chefs und Chefinnen gibt es kein Patentrezept und in manchen Fällen ist es sicherlich auch nicht einfach, toxische Verhaltensweisen auszuhalten. Aber, wenn du mit deinen Vorgesetzten zurecht kommen möchtest, musst du zunächst einmal reflektieren:
- Warum ist dein Chef so ist wie er ist? Wann verhält deine Vorgesetzte sich wie?
- Warum ist deine Reaktion auf ihr Verhalten so, wie sie ist?
- Welche Strategien und Handlungen dir dabei helfen können, mit den Macken deiner Vorgesetzten besser umzugehen?
Nun, um überhaupt Strategien für ein besseres Miteinander erarbeiten zu können, ist es wichtig zu schauen, was die Ursachen für das schlechte Verhältnis zum Chef oder zur Chefin sind. Was begründet die Unzufriedenheit? Ist es wirklich die Haltung, das Verhalten oder die Art der Vorgesetzten? Oft ist es so, dass wir unsere innere Unzufriedenheit mit dem Äußeren begründen. Da kann es mal schnell passieren, dass der Chef oder die Chefin als Grund für die Unzufriedenheit ins Visier kommt.
Deshalb bitte ich dich, dir die folgenden Fragen einmal zu beantworten mit “trifft zu” oder “trifft nicht zu”:
- Meine Arbeit bereitet mir große Freude.
- Mit meinen Kolleg*innen komme ich gut klar.
- Die Zusammenarbeit im Team macht mir Spaß.
- Ich ergreife auch mal die Initiative in der Abteilung.
- Es macht mir nichts aus, auch mal länger zu bleiben, um eine Arbeit abzuschließen.
- Nach dem Urlaub freue ich mich auch wieder auf meinen Job.
- Die Arbeitsbedingungen sind gut.
Je häufiger Du mit “trifft nicht zu” geantwortet hast, umso unzufriedener bist du. Jetzt reflektiere nochmal, welchen Anteil dein*e Chef*in hierbei hat.
Probleme können auch auf Grund unterschiedlicher Persönlichkeitsstrukturen entstehen. Es kann sein, dass du und dein*e Chef*in völlig unterschiedlich gepolt seid. Was aber auch sein kann, dass ihr die gleichen Charaktereigenschaften aufweist, die du von dir selbst kennst oder eben nicht kennt, die du selber nicht leiden kannst. Das heißt dein*e Chef*in hält dir sinnbildlich einen Spiegel vor oder ist auf der anderen Pol-Seite. Zum Beispiel bist du pünktlich, zuverlässig, ordentlich und logisch, aber deine Chefin sprunghaft, aufbrausend, kreativ, chaotisch – dann können Probleme auf Grund unterschiedlicher Persönlichkeiten Auslöser für Frust sein. In diesem Fall musst du schauen, ob Du diese Persönlichkeitsmerkmale akzeptieren und darüber hinwegsehen kannst oder eher nicht.
7 Strategien, mit toxischen Chefs und Chefinnen umzugehen
Nun, welche Wege und Strategien für einen besseren Umgang gibt es? Wir möchten dir hier 7 Möglichkeiten an die Hand geben, damit du auch gegen toxische Verhaltensweisen gewappnet bist:
1. Kenne deine*n Chef*in
Wenn du die Ziele, seine Erwartungen, die Dinge, worauf deine Vorgesetzten Wert legen kennst, kannst du viel besser deine Arbeit und deine Ergebnisse danach ausrichten. Sieh deine Vorgesetzten als deine Kund*innen an. Vor welchen Herausforderungen stehen sie und welchen Beitrag kannst du leisten, um diese zu meistern? Welchen Arbeitsstil bevorzugen sie? Welche Erwartungen haben sie an ihre Mitarbeitenden? Kennst du ihre Motive, kannst du viel besser auf sie eingehen. Wenn du ihre Kittelbrennfaktoren kennst, kannst du diese für dich nutzen, indem du dich zum unentbehrlichen Mitarbeiter bzw. zur unentbehrlichen Mitarbeiterin weiterentwickelst. Damit machst Du im besten Fall deine Vorgesetzten abhängig von dir, deinem Wissen und Können. Dann werden sie auch vorsichtiger im Umgang mit dir sein. Deshalb mein Tipp an dich: Schau, welche Kompetenzen in deiner Abteilung oder im Unternehmen in Zukunft eine große Bedeutung gewinnen wird und entwickle dich in diesem Bereich weiter. Schau dir hierzu auch unsere Youtube-Reihe “Karriere mit Plan” an. Darin bekommst du wertvolle Tipps, welche Fragen du dir selbst stellen solltest, um unentbehrlich für dein Unternehmen zu werden.
2. Hol dir regelmäßig Feedback ein
Versuche, die Erwartungen deiner Vorgesetzten zu verstehen. Versuche auch das Bild, das sie von dir haben, zu ergründen. Was schätzen sie an dir und womit kommen sie nicht so gut klar? Lass dir hier auch konkrete Beispiele geben, in welchen Situationen ihnen diese negativen punkte aufgefallen sind und was du besser machen kannst. Mache bloß nicht den Fehler und diskutiere über die Kritikpunkte, weil diese auf einer subjektiven Wahrnehmung beruhen und die Diskussion um Recht dich nicht weiterbringen wird. Im Gegenteil.
3. Betreibe Emotionsmanagement
Was heißt das? Mach dir zunächst klar, dass deine Vorgesetzten nicht die Herrschaft über deine Emotionen besitzen, er oder sie ist dein*e Chef*in bei deiner Arbeit, aber nicht der oder die Chef*in deiner Emotionen. Nimm innerlich eine Distanz ein. Wenn deine Vorgesetzten aufbrausend sind, dich abwertet oder gar beleidigt, sagt das viel über sie aus. Vielleicht haben sie gerade viel Stress und machen deshalb auch Stress, den du abbekommst. Oder dein*e Chef*in hat selbst Minderwertigkeitsgefühle und demonstriert Macht, indem er oder sie andere klein macht. Oder deine Vorgesetzten haben Angst, ihren Status zu verlieren. Was auch immer ihr Grundmotiv ist, Fakt ist, es ist nicht dein Problem. Die beleidigenden Worte deines Chefs werden erst dann zu deinem Problem, wenn du dich beleidigt fühlst. Deine Reaktion entscheidet darüber. Hierzu möchte ich dir eines unser persönlichen Lieblingszitate zeigen, welches uns im Umgang mit schwierigen Menschen schon oft geholfen hat, die Ruhe und vor allem die Selbstkontrolle zu bewahren. Es ist ein Zitat von Viktor Frankl, einem österreichischen KZ-Überlebenden, Neurologen und Psychiater. Das Zitat lautet: “Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt die Macht unserer Wahl. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.” Ja, es gibt erdrückende Umstände. Da ist aber auch immer ein Entscheidungsraum. Und ist er auch noch so klein! Gerade, wenn sich Konflikte anbahnen setzen wir entweder die Kampf- oder die Verdrängungsstrategie ein. Und genau das ist der Fehler. Die Kampfstrategie ist falsch und das gegenteilige Extrem die Verdrängungsstrategie ist ebenso falsch. Die Kampf- oder die Verdrängungsstrategie sind das Öl, dass man in schon aufgeheizten Situationen sprichwörtlich ins Feuer gießt. Die negative Eskalationsspirale ist dann voll im Gange. Vielleicht kennst du die ein oder andere Situation:
In einem Meeting unterbricht der Chef mit abwertenden Aussagen. Das löst Wut aus und du willst es ihm am liebsten zeigen. Also Kampfstrategie. Doch wer ist in diesem Kampf der Gewinner? Keiner! Diese negative Abwärtsspirale kannst Du nur unterbrechen, wenn Du deine Emotionen unter Kontrolle hast. Atme in solchen Situationen tief ein und aus und zeige deine Souveränität in deiner Körperhaltung und Körpersprache. Kontrolliere deine Atmung, konzentriere dich auf deine Atmung, um dein Bewusstsein zu steuern. Fühl dich auch nicht gezwungen, zu allem etwas sagen zu müssen. In solchen Situationen kannst du auch deinen Körper sprechen lassen. Mit Mimik, Gestik, einem selbstbewussten Blick. Du wirst sehen, was für eine Wirkung deine schweigenden Blicke haben werden.
4. Reframing
Spielt sich wieder eine Szene ab, in der deine Chefin Emotionen wie Angst oder Wut in dir auslöst, gebe dieser Szene einen neuen Rahmen. Steuere dein Bewusstsein. Stell dir deinen Chef als Schauspieler in einem Film vor. (Ein Filmtipp am Rande: “Der große Diktator” von und mit Charlie Chaplin in der Hauptrolle) Oder, was auch gut funktioniert: Denke an den Film “Das Leben des Brian” und dass das einfach jetzt gerade zu albern ist. Das Gute ist, mit solchen Gedanken gewinnst Du Distanz. Hol dir in deiner Fantasie noch Popcorn dazu, lehn dich zurück und schau dir das Spektakel an!
6. Setze Grenzen
Oft kann es auch hilfreich sein, das, was deine Chefin sagt oder macht, einfach beschreibst, ihr bewusst machst, indem du ihr sagst, dass sie dich gerade anschreit, nicht wertschätzend ist oder beleidigend ist. Setze gleich auch die nötige Grenze, indem du ihr klar sagst, dass du das nicht möchtest. Wenn du denkst, dass hier zu viel auf dem Spiel steht und du zu viel zu verlieren hast, dann lass dir gesagt sein, dass du bereits verloren hast, wenn Menschen deine Grenzen überschreiten und du es mit dir machen lässt. Und falls es so sein sollte, dann setz dem ganzen jetzt ein Ende. Habe Mut, denn es gibt Millionen Wege.
7. Bereite dich gut vor
Ist dein Chef eher sprunghaft oder kann sich nicht entscheiden, was ja auf Dauer zu Unzufriedenheit und Frust führen kann – dann wirke diesem Risiko mit einer guten Vorbereitung entgegen. Was du tun kannst? Entscheidungen kannst du leichter machen, indem du Alternativen mit Vor- und Nachteilen vorbereitest. Gerade chaotische Chefs sind sprunghaft und ändern dauernd ihre Meinung und können sich nicht festlegen. Hier hilft es, Gesprächsprotokolle zu erstellen und bei Abweichungen auf Konsequenzen hinzuweisen. Eine gute Vorbereitung gibt dir Sicherheit.
8. Exitstrategie
Wenn jedoch das Verhältnis zu deinen Vorgesetzten zerrüttet ist, sie wichtige Informationen zurückhalten, dich vor versammelter Mannschaft angreifen oder deinem Ruf im Unternehmen schaden, dann handelt es sich schon um eine Form des Mobbings. In den meisten Fällen ist die Exitstrategie der gesündere Weg.
Love it, Change it, Leave it
Auf den Punkt gebracht, gibt es im Grunde drei Strategien: Love it, Change it or leave it. Mit Love it meine ich nicht, dass du es lieben sollst, abgewertet zu werden. Wenn du weißt, dass deine Chefin diese Eigenart hat, kannst du schauen, ob es für dich auch akzeptabel ist. Change it meint: Verändere die Situation, indem du deine Haltung oder den Rahmen veränderst oder deine Wahrnehmung der Situation offen kommunizierst. Wenn alles nicht funktioniert gibt es die Leave it-Strategie, also deinen Chef zu verlassen. Denn wie immer …es gibt Millionen Wege.
Wir hoffen, dass wir dir mit diesen Impulsen weiterhelfen konnten. Hast du auch Erfahrungen mit schwierigen Vorgesetzten gemacht? Welche Strategien haben dir geholfen? Schreib uns gerne in die Kommentare.
Viele Grüße
Fatma Ismail und Hassan Ismail
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